"Hoffung in Zeites des Krieges"

/ 02.02.2024—10.02.2024 /

Besondere Ausstellung in Wilhelmshaven


So halten Ikonen in Kriegszeiten die ukrainische Kunst lebendig
Eigentlich entstehen sie streng nach überlieferten Vorgaben – Ikonen. Aber junge ukrainische Künstler haben sich davon gelöst – und zeigen in Wilhelmshaven eigene Interpretationen. Dabei geht es auch um Politik.

Ein Bild zeigt im Hintergrund den Frontverlauf des Krieges in der Ukraine. Der Vater der Künstlerin Hlafira Shcherbak hatte die Karte mitgebracht. Und die Malerin hat die für Ikonen typischen Motive darauf ergänzt.

Keine Frage – es sind ungewöhnliche Ikonen, die die besondere Ausstellung zeigt, die bis vor kurzem in der Katholischen Akademie Stapelfeld zu sehen war und vom 2. bis 28. Februar in der Christus-König-Kirche in Wilhelmshaven zu sehen sein wird. Denn, so erklärt Monika Stamm: „Normalerweise folgt Ikonenmalerei sehr streng festen Regeln.“ Freies Gestalten? Undenkbar! Normalerweise.

Ikonen ganz anders als üblich

Auch für die Mitarbeiterin der Caritas Wilhelmshaven war ziemlich ungewohnt, worauf sie bei der Suche nach einem kulturellen Angebot für ukrainische Geflüchtete in der Stadt Wilhelmshaven stieß: eine Ausstellung mit einer ganz anderen Art von Ikonen als üblich.

„Es sind Ikonen an der Schnittstelle zwischen Tradition und Moderne“, erklärt die promovierte Biologin. „Weil die Künstler in vielen der Bilder ihre derzeitige Lebenssituation einbringen und verarbeiten. Eben auch den Krieg.“

Von einer Galerie aus Lwiw

Eine Galerie in Lwiw (Westukraine) stellt die Bilder zur Verfügung. Für die Ausstellung und auch, um sie in Deutschland zum Verkauf anzubieten. In Stapelfeld wurden bereits mehrere aus der dortigen Schau erworben.

Es sind zum einen die Inhalte, die die Bilder besonders machen. Monika Stamm weist hin auf eine Darstellung mit den ukrainischen Nationalfarben darauf oder einen Nikolaus, dessen Gewand wie ein Tarnflecken-Umhang wirkt.

Auch der Malstil ist besonders

Dazu kommt der Malstil, der sich deutlich von dem der klassischen Ikonenmalerei unterscheidet, wie Monika Stamm erklärt. „Normalerweise sieht man keinen individuellen Pinselstrich. Auf vielen Bildern der Ausstellung dagegen tritt das Individuelle des Künstlers oder der Künstlerin hervor.“

Für sie ist das ein Zeichen dafür, „dass die Ukraine sich aufgemacht hat in die Moderne“, eben auch in der Kunst. „Alle haben die klassische Ausbildung durchlaufen, haben sie aber weiterentwickelt.“ Das mache die Bilder so faszinierend. „In Russland würde niemand so etwas malen. Weil die russisch-orthodoxe Kirche so rückwärtsgewandt ist. Die Ukraine dagegen habe sich auf den Weg gemacht. Und das erkennt man an den Bildern.“

Verkauf soll ukrainische Kunst unterstützen

Es sein wichtig, dies zu unterstützen. „Denn ein Ziel des Angriffs der Russen ist es ja auch, die eigenständige ukrainische Kultur zur zerstören, auch den Neuaufbruch dort.“

Und wie kommt das bei den Menschen an, durch die die Caritas-Mitarbeiterin erst auf die Ausstellung aufmerksam geworden ist? Die Besucher im Caritas-Projekt „Café International Willehad“ etwa, wo Wilhelmshavener und Geflüchtete regelmäßig zusammenkommen?

„Die meisten freuen sich. Besonders die, die in ihrer Heimat schon kulturell interessiert waren. Die sehen es als ihre Mission, ihre Kultur hier lebendig zu erhalten.“ Dazu gehört auch der Verkauf der Bilder. „Kunst muss ja auch überleben und braucht Geld dafür“, betont Monika Stamm.

Hintergrund
Die Ausstellung „Moderne Ikonen aus der Ukraine“ war im vergangenen Jahr im Eichstätter Studienkolleg „Collegium-Orientale“ zu sehen gewesen. Die Ausbildungsstätte wurde 1998 als ostkirchliches Kolleg errichtet. Die Werke der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler wurden vermittelt von der Galerie Iconart aus Lwiw. Für das Oldenburger Land war Monika Stamm für die Caritas in Wilhelmshaven eher zufällig auf die Schau gestoßen und hatte die Katholische Akademie Stapelfeld als Partnerin für das Projekt gewinnen können. Dort waren die Bilder im Dezember und im Januar zu sehen gewesen. In Wilhelmshaven ist die Ausstellung vom 2. bis zum 28. Februar in der Christus-König-Kirche zu sehen, dienstags bis freitags von 16 bis 18 und samstags von 15 bis 17 Uhr.

Michael Rottmann